100 Jahre Novemberrevolution

Veranstalter: DIE LINKE. Kreisverband Oberland

Was waren die Gründe für ihr Scheitern? Vortrag und Diskussion. Referent: Heiner Karuscheit

Die damalige Niederlage der deutschen Arbeiterbewegung belastet noch heute das gesellschaftliche Klima. In diversen Skandalen wie z.B im NSU-Komplex oder dem Fall Maaßen lassen sich Muster erkennen, die sich während der Niederschlagung der damaligen Massenbewegungen herausgebildet haben. Daher ist es auch nach einem Jahrhundert notwendig sich mit der Geschichte dieser unvollendeten Revolution zu Beschäftigen.

Dazu konnten wir Heiner Karuscheit gewinnen. Er hat sich in den letzten Jahren intensiv mit der Herausbildung des modernen Deutschen Staates beschäftigt und dazu auch mehrere Bücher veröffentlicht. Er wird uns an diesem Abend seine Forschungsergebnisse über die SPD präsentieren. Abweichend von traditionellen Positionen geht er nicht davon aus, dass sich die Vorkriegs-SPD schleichend zu einer bürgerlichen Arbeiterpartei entwickelt hatte.

In seinen Studien ist er zu einem anderen Ergebnis gelangt: Die Sozialdemokratie wuchs zwar in den bestehenden Staat hinein, aber da dieser Staat ein vorbürgerlicher, ein preußisch-deutscher Obrigkeitsstaat war, unterlag sie keiner Verbürgerlichung, sondern einer „Verpreußung“. Sie wurde zu einer preußisch-sozialpatriotischen Arbeiterpartei. Das unterschied sie von den sozialistischen Parteien Frankreichs und Großbritanniens. Diese waren in Staaten mit einer erfolgreichen bürgerlichen Revolution aktiv und entwickelten sich daher zu bürgerlichen Arbeiterparteien.

Im Rahmen dieser Entwicklung forderte August Bebel auf dem SPD-Parteitag von 1910, dass es das Ziel sein müsse, den als vorbildlich betrachteten „Junkerstaat“, d.h. den Obrigkeits- und Beamtenstaat zu übernehmen. Das setzte die SPD im November 1918 um. Sie ging ein Bündnis mit der preußisch-deutschen Militärführung ein und verhinderte alle sozialen Veränderungen, die den Trägern der alten Ordnung die ökonomische Basis entzogen hätten.

Damit sorgte sie dafür, dass hinter der Fassade der Republik die alte Ordnung weiter lebte. Als direkte Folge konnte der Weimarer Staat mangels demokratischer Fundierung nicht lange überleben.